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Rituale in der Trauer - 4 kurze Beispiele

Rituale helfen uns bei der Bewältigung von Krisen, gerade auch bei Übergängen in unserem Leben. Was ist ein Ritual? Ein Ritual ist eine stets gleichbleibende Handlung, die uns Struktur gibt in unserem Traueralltag, die uns eine Art Geländer gibt, an dem wir uns festhalten können. Ein Ritual kann uns Sicherheit im Alltag vermitteln, weil wir zu bestimmten Zeiten und bei bestimmten Gelegenheiten stets dasselbe tun. Hier findest du vier kurze Beispiele!

 

 

 

Rituale helfen uns bei der Bewältigung von Krisen, gerade auch bei Übergängen in unserem Leben. Was ist ein Ritual? Ein Ritual ist eine stets gleichbleibende Handlung, die uns Struktur gibt in unserem Traueralltag, die uns eine Art Geländer gibt, an dem wir uns festhalten können. Ein Ritual kann uns Sicherheit im Alltag vermitteln, weil wir zu bestimmten Zeiten und bei bestimmten Gelegenheiten stets dasselbe tun.

Daraus kann so eine Art Tradition erwachsen, die uns durch unsere Trauer trägt. Ein Ritual vermittelt uns Struktur in unserem Alltag, wenn unser Leben aus den Fugen geraten ist. Und es vermittelt uns Sicherheit, wenn wir es fest eingebaut haben. Das Wichtigste für mich bei Trauerritualen ist aber: Sie bringen uns dazu, in unserer Trauer aktiv zu sein, etwas zu tun.

Und das halte ich für sehr wichtig.

Trauerblume, eine Moderatorin unserer Trauerchats, schreibt seit nahezu zehn Jahren jeden Monat am Todestag ihres geliebten Mannes auf der Gedenkseite, die sie für ihn eingerichtet hat, ein paar Zeilen.

Sie zündet eine virtuelle Gedenkkerze an und dann schreibt sie, was so im letzten Monat alles passiert ist, wie es ihr geht, wie sie sich fühlt und was sie noch vor sich hat. Und das macht sie seit fast zehn Jahren. Monat für Monat. Sie vergisst nie diesen Termin. Sie hat sich dieses Ritual geschaffen und durch seine Regelmäßigkeit hilft ihr dieses Ritual.

Ein weiteres Ritual hat mit einem Ort zu tun. Eine Teilnehmerin unseres Chats sagte vor kurzem erst, dass sie jeden Sonnabend mit ihren Kindern erst in den eigenen Garten geht. Dort pflücken sie Blumen und diese Blumen bringen sie dann nachmittags zum Grab des verstorbenen Papas.

Sie reinigen gemeinsam den Grabstein. Sie erzählen von der letzten Woche. Sie schimpfen auch mal mit Papa und am Ende verabschieden sie sich und gehen wieder nach Hause. Und das sei mehr oder weniger zu einem festen Termin in der Woche geworden.

Was mich an diesem Ritual besonders berührt, ist die Tatsache, dass die Mutter die Kinder ernst nimmt.

Sie bezieht sie in die Trauerverarbeitung mit ein. Sie weiß immer, wie die Kinder dabei fühlen. Und die Kinder lernen schon als kleine Menschen, dass Trauer etwas Natürliches ist, das sein darf und dass es Handlungen gibt, die helfen können, mit der Trauer klarzukommen.

Ein weiteres Ritual hat uns ein Teilnehmer unseres Chats berichtet. Er veranstaltet sogenannte Familientreffen. Er nennt sie so. Er geht allein zum Grab seiner Eltern. Und dann unterhält er sich dort mit ihnen. Und am Ende stößt er mit einem Glas Sekt auf sie an. Zu Anfang hat das einige Menschen um ihn herum irritiert und er bekam ein paar Kommentare und darauf hat er geantwortet: Das hier geht in Ordnung so, das ist ein Familientreffen. Und mittlerweile wird er sogar nachgemacht auf diesem Friedhof. Mir ist da ganz besonders wichtig: Wenn du dir ein Ritual geschaffen hast in deiner Trauer, dann ist es dein Ritual für deine Trauer und nur du musst es gut finden und sonst niemand. Nur du.

Meine Frau und ich haben auch ein Trauerritual entwickelt. Vor über 30 Jahren ist der Zwillingsbruder meiner Frau Michael gestorben. An ihrem Geburtstag, der ja auch immer der Geburtstag Michaels ist, schenke ich ihr morgens einen Strauß Rosen und diesen Strauß bringen wir dann im Laufe des Tages zum Grab. Sollten wir einmal nicht in der Nähe vom Grab sein, zum Beispiel im Urlaub, dann werfen wir diesen Strauß abends irgendwo ins Meer.

Wir haben den Strauß Blumen schon in die Ostsee geworfen, in die Nordsee, in den Atlantik, in den Pazifik, überall auf der Welt. Das ist für uns ein feststehender Termin, eine feststehende Handlung. So ist ihr Geburtstag immer auch ein Tag der Freude und der Fröhlichkeit, aber eben auch ein Tag der Tränen und der Trauer. Und das ist auch gut so, denn schlimm wäre es, wenn wir Michael vergessen würden.

Und dieses Ritual gibt uns Sicherheit und wir werden dieses Ritual niemals aufgeben.

Das war jetzt keine wissenschaftliche Abhandlung über Rituale im Allgemeinen und Trauerrituale im Besonderen. Das sollten nur ein paar Beispiele sein, um dich anzuregen, vielleicht selbst ein Trauerritual zu erschaffen. Wichtig ist mir dabei Folgendes: Es wird dein Trauerritual sein, das für dich passt und das du gut findest. Es ist deine Trauer und niemand anderes außer dir muss das, was du tust, in deiner Trauer gut finden.

Nur du.