Anita Leisering

 

heute haben wir deine sterblichen Überreste zu Grabe getragen. 

Nun ist es endgültig, Du bist nicht mehr bei uns. 

 

Keine Tür geht mehr auf und du wirst niemals mehr einen Raum betreten. 

 

Niemals wirst du rufen, Essen ist fertig. 

 

Niemals mehr wirst du sagen, komm/kommt gut nach Hause und ruf/ruft mal kurz zurück, wenn du/ihr zuhause angekommen bist/seid. 

 

Niemals mehr werden wir bei dir unser Herz ausschütten können. 

 

Niemals mehr werden wir dein herzlich lautes Lachen hören. 

 

Niemals mehr wirst du uns zum Nachdenken auffordern. 

 

Niemals mehr wirst du uns in deiner unnachahmlichen Art zur Ordnung rufen. 

 

Niemals mehr wirst du neben unserem Vater am Tisch sitzen. 

 

Niemals mehr wirst du unser Familienoberhaupt sein. 

 

Niemals werden wir dich einfach nur sehen, dich anschauen und umarmen können. 

 

Niemals wirst du, weil du nicht mehr sprechen konntest, in deiner unnachahmlichen Art mittels Klicken oder Schreiben auf einer Tafel auch aus deinem Pflegebett mitten im Wohnzimmer auf dich aufmerksam machen können. 

 

Niemals mehr wirst du trotz schwerster Krankheit sehr präsent sein. 

 

Wir sind Alle sehr traurig. 

 

Unser Vater, meine Geschwister, unser "Adoptivbruder", die Enkelkinder, Schwiegertöchter, Schwiegersöhne, Freunde und Nachbarn der Familie und ich hatten die Ehre dich auf deinem letzten Weg zu begleiten.

 

Die Zeremonie war sehr würdevoll und sehr, sehr emotional. Selten, eigentlich noch nie habe ich solch eine Trauer und Traurigkeit in unserer Familie wahrnehmen müssen. Sehr viele Tränen wurden vergossen und es hat mir im Herzen weh getan, solch eine Traurigkeit und große Trauer erleben und erfahren zu müssen.

 

In den Gesprächen nach der Beerdigung hat es mich sehr gerührt, zu hören und zu erfahren, welch große, sehr große emotionalen Fußabdrücke du bei vielen Menschen hinterlassen hast. Es war sehr tröstlich, erfahren zu dürfen, wie du als liebevoller und guter Mensch wahrgenommen wurdest. 

Schön war zu sehen, daß die Familie ganz eng zusammenrückte und sich gegenseitig stütze. Arm in Arm und Hand in Hand und Herz an Herz gingen wir durch unsere schwerste Stunden.

Es war sehr, sehr kalt, wir spendeten uns gegenseitig Wärme und fingen unseren Papa auf, so gut wir konnten.

 

60 Jahre seid ihr gemeinsam durchs Leben gegangen. Habt Freud und Leid miteinander geteilt. Ihr seid ein eingespieltes Team gewesen. 

Der Verlust für unseren Papa ist noch sehr viel größer. Wir hoffen, daß er deinen Tod verkraften kann. Wir helfen Ihm so gut wir können. Schicke ihm bitte ein wenig Kraft und Zuversicht. Wir möchten ihn nicht auch noch verlieren. 

 

Mama wir haben uns die allergrößte Mühe gegeben. Den Familienmitgliedern, die die gesamte Zeremonie und Beerdigung planten, gilt unser und mein allergrößter Dank. Was sie in ihrer großen Trauer geleistet haben, war beinahe übermenschlich.

Ich drücke euch ganz fest. 

 

DANKE. 

 

Mama deine Saat ist aufgegangen. Dein Feld ist bestellt. 

 

Ist Das nicht schön? 

 

Mama ich glaube, Es hat dir gefallen.

 

In der Hoffnung, daß du diesen Brief lesen kannst.... 

 

Dein jüngstes Enkelchen sagte mir heute und sie war sehr überzeugend. 

Die Oma ist im Himmel und kann Alles hören, was wir sprechen und sehen, was wir machen. 

Dann sagte ich ihr, oh dann müssen wir ja ganz brav sein, oder? 

Worauf sie antwortete, ja René Das müssen wir! 

 

Naja, da haben wir den Salat, wir müssen ab sofort alle brav sein! Die Kleine wird darauf achten und du wirst Das sehen. Lass Milde walten, wenn es nicht immer gelingen wird. 

 

In Liebe 

René